Alle Unternehmen vom modernen Softwareproduzenten bis zu den klassischen Produktionsunternehmen sind heute in diesem Thema gefordert. Für alle Organisationen wie KMUs mit deutlich unter 100 Mitarbeitern bis hin zu Grossunternehmen mit mehreren tausend Angestellten ist dieses Thema zentral. Was all diese Betriebe vereint, ist die Tatsache, dass sie sich mit einer spürbaren Veränderung ihrer Wettbewerbssituation konfrontiert sehen. Für einige eröffnen sich durch diese Entwicklungen neue Chancen, für andere wird eine Neupositionierung am Markt erforderlich. Die Entfaltung der Innovation wird vor diesem Hintergrund von allen als ein entscheidender Erfolgsfaktor betrachtet.
Grundsätzlich stehen zwei Wege offen, sich auf veränderte Wettbewerbsbedingungen einzurichten:
- Es kann versucht werden, über die Etablierung effizienterer Prozesse, Leistungen kostengünstiger anzubieten. Diesen Weg sind in der Vergangenheit vor allem die grossen Produktionsunternehmen gegangen. In vielen Dienstleistungsbereichen werden Rationalisierungs- und Automatisierungspotentiale gerade erst entdeckt.
- Eine zweite Möglichkeit ist, sich auf die eigenen Kompetenzen zu besinnen und sich mit einem sorgfältig definierten, einzigartigen Leistungsangebot von der Konkurrenz abzuheben (Porter; Hamel und Prahalad).
Für einen langfristigen Unternehmenserfolg ist eine Kombination aus beiden Ansätzen erforderlich: eine strategische Positionierung, unterstützt durch effiziente Formen der Leistungsentwicklung und -erbringung.
Die Erfahrung zeigt deutlich, dass es nicht nur darauf ankommt, überzeugende Produktideen zu entwickeln. Es muss vielmehr eine kreative Organisation geschaffen werden, die den gesamten Prozess des Dienstleistungsmanagements unterstützt. Doch wie geht das? Was macht ein Unternehmen zu einem innovativen Unternehmen? Zur Beantwortung dieser Frage wurde eine Palette von Erstmassnahmen entwickelt (Ganz, Hermann), die nachfolgend kurz skizziert werden soll.
Kreative Unternehmen zeichnen sich durch ihre Fähigkeit aus, auf der Basis vorhandenen Wissens in neuen Beziehungsmustern zu denken und zu handeln – sei es in bezug auf Produkte, interne Ressourcen oder externe Partner (Bullinger et al.). Diese Fähigkeit zeigt sich im Wesentlichen in vier Eigenschaften: Offenheit, Originalität, Flexibilität und Präsenz. Sie manifestiert sich letztendlich in innovativen, marktfähigen Produkten, effizienten Vorgehensweisen. Die Ausprägung der vier Eigenschaften hängen vom kreativen Potential der Mitarbeitenden eines Unternehmens ab (Stewart, Sveiby, Edvinsson, Amidon), der Gestaltung der Infrastruktur (Management, Technik, Organisation) sowie der Kundenstruktur.
In einigen Dienstleistungsbereichen werden neue Ideen, ungewöhnliche Lösungen, innovative Ansätze nicht nur geschätzt sondern geradezu erwartet. In anderen ist eher die Verfeinerung und Optimierung des Bestehenden gefragt, als eine tatsächliche Erneuerung. Solange der Markt nicht gravierende Änderungen fordert, gehen auf heute noch nur wenige Unternehmen das Thema Innvovation aktiv an. Damit ist jedoch die Gefahr verbunden, dass einschneidende Veränderung in der Umwelt nicht rechtzeitig erkannt werden. Innovation setzt Neugier voraus und die Bereitschaft, das Unternehmen immer wieder neu zu erfinden. Die in der Vergangenheit erfolgreichen Vorgehensweisen und die oft impliziten Grundüberzeugungen müssen immer wieder auf den Prüfstand gestellt werden. Das Unternehmen muss aktiv nach Lernerfahrungen suchen.
Innerhalb eines Unternehmens sollten Rahmenbedingungen geschaffen werden, die dafür sorgen, dass ständig neue Ideen entstehen können. Innovation entsteht, wenn bestehendes Wissen auf unorthodoxe Weise kombiniert wird. Ist die Qualifikationsstruktur und der Erfahrungshintergrund der Mitarbeitenden homogen, ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass wirklich ungewöhnliche Ideen entstehen. Angenommen heterogenes Wissen ist innerhalb des Unternehmens vorhanden, besteht die nächste Herausforderung darin, dieses zu finden und zu kommunizieren. Dies erfordert eine zumindest partielle Wissensintegration, also die Bildung von Meta-Wissen, das eine Brücke zwischen unterschiedlichen Wissens- und Erfahrungshintergründen schlagen kann. Die Wissensintegration und das selbstinititiierte Handeln der Mitarbeitenden muss durch die Unternehmenskultur, Anreizsysteme und Technologien unterstützt werden.
Ein zentrales Problem vieler Unternehmen liegt darin, Ideen mit Ressourcen zu verknüpfen. Finanzielle und personelle Restriktionen behindern die Realisierung erfolgsversprechender Dienstleistungsideen. Oft genug sind die Ressourcen fest an die laufenden Aufträge gebunden; Wissenstransfer und -integrationsprozesse sind nicht schnell genug, oder es sind Kompenzen erforderlich, die nur über Kooperationen verfügbar gemacht werden können. Eine zweite Schwierigkeit liegt darin, die erforderlichen finanziellen Ressourcen bereitzustellen. Finanziell lässt sich Innovation auf Dauer nur dann durchhalten, wenn kundenspezifische Lösungen rasch in Standardprodukte verwandelt werden. Kreative Unternehmen müssen Instrumente entwickeln, um Ideen zu bewerten und auszuwählen. Es ist nötig effiziente Prozesse aufbauen, um aus Einzellösungen “Massengüter“ zu machen.
Innovative Unternehmen entwickeln einen besonderen Dialog mit ihren Kunden. Sie zeigen Präsenz, indem sie ihre kreativen Stärken immer wieder unter Beweis stellen und nicht nur Problemlösungen anbieten, sondern die Kunden in ihrer Entwicklung unterstützen. Für Unternehmen, die dafür bekannt sind, ein qualitativ hochwertiges, jedoch eng umgrenztes Leistungsangebot zu bieten, ist es nicht leicht, ein innovatives Image aufzubauen. Auf dem Weg dazu müssen die Kundenbeziehungen oft völlig neu gestaltet werden.
Der Autor entwickelte für die Höhere Fachschule Uster ein dreisemestriges Studium mit eidgenössisch anerkanntem Diplom. Das NDS Innovationsmanagement zeichnet sich aus durch
- Vermittlung von theoretischen Grundlagen, die sich in der Praxis bewährt haben
- Branchenübergreifende, breitgefächerte Inhalte
- Transparenz über die Vernetzung und die Abhängigkeiten zwischen Markt und einer innovativen Unternehmung
- Vertiefung des Gelernten durch Bearbeitung von Fallbeispielen und Fallstudien
- Diplomarbeit über ein selbst vorgeschlagenes Innovationsthema aus dem Arbeitsumfeld
Peter Claus
Präsident HFU