„…mach schnell noch etwas Marketing…“ – gemeint ist in der Regel, dass noch etwas in Werbung (Inserate, Flyer, Plakate etc. etc.) getan werden sollte. Doch Marketing umfasst viel mehr!
Im letzten Beitrag haben wir aufgezeigt, dass im Rahmen einer sorgfältigen IST-Analyse die Umweltsphären (das Makro-Umfeld), die durch einzelne Unternehmen nicht beeinflussbar sind, eine wichtige Rolle spielen:
· Gesellschaft
· Natur
· Technologie
· Wirtschaft
Natürlich gehört zur IST-Analyse das Mikro-Umfeld auch dazu. Je nach Literatur werden verschiedene Bereiche betrachtet:
· Anspruchsgruppen (Stakeholder)
· Konkurrenz
· Das eigene Unternehmen
Stakeholder
Zu den Anspruchsgruppen, die bei einer späteren Formulierung der Strategien berücksichtigt werden müssen, gehören nach dem neuen St. Galler Modell (J. Rüegg-Stürm Bern)
- Kapitalgeber (Shareholder)
Inhaber, Aktionäre, Kreditgeber
- Kunden
Details folgen nachstehend
- Mitarbeitende
Vom obersten Kader bis zum Lernenden
- Öffentlichkeit
NGO, Interessengruppen, Verbände
- Staat
Bund, Kantone, Gemeinden, Behörden
- Lieferanten
Rohstoffe, Halbfabrikate, Dienstleistungen
- Konkurrenz
Sämtliche Stakeholder haben Ansprüche an die einzelnen Unternehmen. Sei eine angemessene Rendite für die Shareholder, sichere Arbeitsplätze und angemessene Entlohnung der Mitarbeitenden, transparente Informationen für die Öffentlichkeit sowie auch die korrekte und faire Bezahlung von Steuern und der Lieferanten.
Kunden und deren Beeinflusser
Ein besonderes Augenmerk wird selbstverständlich der wichtigsten Anspruchsgruppe, nämlich den Kunden, zuteil. Wir sprechen von Segmentierungskriterien:
- Private Kunden
Geografisch (Region, Ortsgösse, Bevölkerungsdichte
etc.)
Demografisch (Lebensabschnitt, Geschlecht,
Familienstatus,
Einkommen, Beruf, Ausbildung etc.)
Psychografisch (soziale Schicht, Lebensstil,
Persönlichkeit etc.)
Kaufverhaltenbezogen (Kaufanlass, Kaufgrund,
Stadium der
Kaufbereitschaft etc. >> s. auch Abb. „Einflüsse
auf
Kaufentscheid“ von Compendio Bildungsmedien)
- Firmenkunden
Demografisch (Branchen, Unternehmensgrösse, Standort etc.)
Operativ (Technologie der Kunden, Kundenkompetenz etc.)
Beschaffungsorientiert (Machtstruktur, bestehende Beziehungen,
allgemeine Beschaffungspolitik etc.)
Personengebunden (Ähnlichkeit zwischen Verkäufer und
Käufer, Risikobereitschaft, Lieferantentreue ec.)
- Externe Beeinflusser
Da die externen Beeinflusser möglicherweise einen kaufentscheidenden Einfluss den Produkteverwender ausüben, sind sie unbedingt in die Marketingstrategie einzubeziehen, d.h. entsprechend zu bearbeiten. Sie sind daher in der Situationsanalyse konkret zu beschreiben.
- Handel
Bei indirektem Vertrieb sind die wichtigsten Handelsstufen und Handelskanäle zu bezeichnen und möglichst zu bewerten. Man muss vorhandene Daten festhalten. Ebenso interessieren die qualitativen Aussagen, die die Vertriebssituation beeinflussen.
Konkurrenz
Bei der Konkurrenz interessieren vor allem die Informationen über Marktanteil, Infrastruktur und ganz speziell die Ausgestaltung des Marketing-Mixes. Speziell versuchen sollte man, über folgende drei Punkte bei den direkten Konkurrenten konkrete Hinweise zu erhalten:
- Marketingziele
- Marketingkonzept
- Stärken/Schwächen
Um selber besser zu werden, vergleicht man sich gerne mit dem grössten Konkurrenten auf seinem relevanten Markt (Benchmarking).
Das eigene Unternehmen
Für die erfolgreiche Ausarbeitung eines Marketingkonzeptes müssen die Stärken und Schwächen des eigenen Unternehmens bekannt sein. Wir sollten über Kundenbeziehungen, Produkte und Dienstleistungen, Preise und Kosten detailliert Bescheid wissen. Ebenso sind aber auch unsere Kommunikation, Distribution, das Management sowie Finanzen und Infrastruktur zu analysieren.
- Marketingfaktoren
Bekanntheitsgrad
Relativer Marktanteil
Kundenzufriedenheit
Kundenbindung
Preisgestaltung
Distributionskosten
Verkaufsorganisation
Kommunikation
Innovationsvermögen
Etc.
- Finanzbereich
Kapitalkosten
Kapitalverfügbarkeit
Rentabilität7finanzielle Stabilität
Etc.
- Produktion
Fertigungskosten
Kapazitätsreserven
Qualifizierte Belegschaft
Lieferzuverlässigkeit
Know-how in Technik und Fertigung
- Personalführung
Einfallsreiche Führungsmannschaft
Fähige Manager
Engagierte Mitarbeitende
Flexibilität und Anpassungsfähigkeit
Etc.
SWOT-Analyse
All die ermittelten Daten der IST-Analyse werden einander gegenüber gestellt. Sie umfasst vier Bereiche:
- S = Strengths Stärken
- W = Weaknesses Schwächen
- O = Opportunities Chancen
- T = Treaths Gefahren
In der SWOT-Matrix wird die Stärken-/Schwächen-Analyse mit der Chancen-/Gefahren-Analyse kombiniert. Daraus können dann Chancen und Risiken für das eigene Unternehmen formuliert und entsprechend die notwenigen Strategien festgelegt werden.
Ausbildung Marketing und Verkauf
Als Einführung ins Marketing empfiehlt sich der Besuch des entsprechenden Fachmoduls (nächster Start geplant Ende Januar 2017). Die Basis aller notwenigen Kenntnisse bietet die HFU im Nachdiplomstudium Marketing und Verkauf NDS HF. Mit diesem Studium können Sie sich ebenfalls für die eidgenössischen Prüfungen als dipl. Marketingleiter oder dipl. Verkaufsleiter vorbereiten.
Rolf Berger
Marketingleiter HBU und Dozent